
Program von der Stiftung für Nachhaltige Entwicklung, Wrocław, Polen
Hintergrund Von Bäumen eingerahmte Straßen sind Landschaftsmerkmal Zentraleuropas. Seit dem frühen 18. Jahrhundert haben die Könige von Preußen angeordnet, Bäume entlang jeder Straße ihres Reichs zu pflanzen. In landwirtschaftlichen Gegenden Ostdeutschlands und im Norden und Westen Polens sind diese Landstraßen heute ein wesentlicher Bestandteil der biologischen Vielfalt. Einer der bekanntesten Bewohner dieser Straßenbäume ist der "hermit beetle", ein Tier, das von der EU als besonders wichtige Art geschützt wird (so wie der Wolf und der Braunbär).
Heutzutage haben viele Alleenbäume Platz gemacht für Straßenmodernisierung, und sehr wenige sind nachgepflanzt worden, um die verlorengegangenen Ressourcen zu ersetzen. Man kann das Bedürfnis nach Infrastrukturentwicklung und nach Verkehrssicherheit durchaus verstehen, jedoch sollte dessen Verwirklichung nicht auf Kosten unseres Natur- und Kulturerbes gehen. Viele Bäume sind zu leichtfertig gefällt worden, ohne Notwendigkeit und ohne über Alternativen nachzudenken. Wenn der Verlust von Alleenbäumen im gleichen Tempo vorangehen wird, ist der "hermit beetle" verloren. Umweltschützer haben heftig protestiert gegen die Vernichtung von Alleenbäumen; zwischen den Interessensparteien gab es aber kaum einen richtigen Dialog, mit dem Ziel, eine dauerhaft tragbare Lösung zu finden.
Lösungsvorschlag Es gibt eine gute Nachricht: es gibt noch Platz für beide, für Autos und für Alleenbäume auf polnischen Straßen. Viele Straßen haben sogar noch nach deren Erneuerung Platz für die Neuanpflanzung von Bäumen. Bei vielen anderen Straßen könnten Bäume erhalten bleiben, wenn verschiedene Sicherheitsvorkehrungen angebracht würden, wie z.B. Leitplanken, Markierung der Baumstämme oder Geschwindigkeitsbegrenzungen. In Deutschland und in anderen Ländern sind solche Methoden schon angewandt worden und haben sich bewährt. Im Rahmen des Projekts "Straßen für die Natur" bilden sich Partnerschaften zwischen den Straßenverwaltungen auf allen Ebenen, Umwelt- und Naturschützern und Kommunalverwaltung und -politikern.
Eine Reihe von Straßen, wo die Neupflanzung von Alleenbäumen durchführbar ist, wurden schon ausgesucht. Vorrang haben die Straßen, die ein ökologischer Korridor für den Eremitkäfer (Osmoderma eremita) sein könnten. Das erste solche Demonstrationsprojekt wurde 2008 im Norden von Breslau gestartet: eine drei Kilometer lange Allee wurde wiederhergestellt in Zusammenarbeit von der Straßenverwaltung, aktiven kommunalen Gruppen und Umweltschützern.
Im Zuge dieses Prozesses wurden immer mehr Straßen für Pflanzaktionen gefunden. Hier bietet sich eine gut Gelegenheit für Firmen, die ihren Einsatz für eine Bilanzausgleich im Bereich Kohlendioxidausstoß verbinden wollen mit Landschaftsschutz und dem Erhalt der Artenvielfalt.
Alleen statt Grenzen Die Pflanzung einer grenzüberschreitenden Allee ist an einem Übergang zwischen Polen und Deutschland bei Zgorzelec/ Görlitz geplant. Ziel dieses besonderen Projektes ist es, der Öffentlichkeit und den Mandatsträgern aufzuzeigen, welchen Stellenwert baumgesäumte Alleen für Landschaft, Natur und Lebensqualität haben. Dabei wird die Tatsache gefeiert, dass heute die Grenze die Nationen nicht trennt, sondern vereint. Polnische Kommunalpolitiker haben bereits auf der polnischen Seite einer Pflanzung zugestimmt, die Beratungen mit deutschen Behörden und Politikern ist im Gange.
Dieser Vorschlag wurde kürzlich beim deutsch-polnischen Umweltrat den Umweltministern aus Polen und Deutschland unterbreitet und mit viel Interesse und Engagement entgegengenommen. Sie versprachen, sich mit Nachdruck persönlich dafür einzusetzen. Die Umweltminister haben sich bereit erklärt, einer Einladung zur Pflanzaktion zu folgen. Der Plan ist, dass sie sich persönlich an der Pflanzaktion beteiligen.
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